Die Autorin Laura-Linda Kloep und der Print-Produktioner Marko Hanecke beweisen, dass unsere Branche mörderisch spannend sein kann. Mit ihren Krimis rund um die Druckdetektive Schorsch Hesse und Dr. Jan Winter erschaffen sie Fälle, die es in der Druck- und Kreativbranche zu lösen gilt. Wir durften die extrem ungewöhnliche Produktion des zweiten Falls Liebesgrüße aus dem Jenseits betreuen. Grund genug für uns, etwas mehr über dieses außergewöhnliche Projekt zu erfahren.
Hallo Laura und Marko, was hat es mit euren Druckkrimis auf sich?
Laura: In unseren Geschichten der drucktechnischen Kriminalistik ermitteln die Druckdetektive Schorsch Hesse und Dr. Jan Winter in der Manier von Sherlock Holmes und Dr. Watson. Das ungleiche Ermittlerduo wird mit den pikanteren Angelegenheiten der Druck- und Kreativbranche beauftragt, wobei die Lösung der Fälle immer über ein Druckprodukt führt.
Marko: Der Clou: Geschichte und drucktechnische Umsetzung sind eng miteinander verwoben. Storyelemente finden sich in der konkreten Buchausstattung wieder. Zusätzlich liegen den Werken originalgetreue Reproduktionen wichtiger Beweisstücke bei, anhand derer Lesende live mitermitteln können. So vermitteln wir nebenbei noch etwas über unsere Branche.
Ein wirklich ungewöhnliches Projekt. Wie ist es dazu gekommen?
Laura: Die Muse hat uns während des ersten Lockdowns geküsst, denn unverhofft hatten wir mehr Zeit, die wir kreativ und produktiv nutzen wollten.
Marko: Wir fingen also an zu überlegen und stellten schnell fest, dass Laura sehr gerne Krimis liest und ich ein leidenschaftlicher Druckexperte bin. Die Idee, ein gemeinsames Buchprojekt ins Leben zu rufen, lag folglich nahe.
Laura: Natürlich sollte es nicht irgendein Krimi sein. Um den Bogen nicht nur technisch, sondern auch inhaltlich zu Markos Fachgebiet zu schlagen, sollten die Geschichten in der Druck- und Kreativbranche spielen. So sind die beiden Druckdetektive geboren, die mittels drucktechnischer Kriminalistik Fälle lösen. Und ganz nebenbei haben wir damit ein neues Genre kreiert: Print & Crime.
Print & Crime? Drucktechnische Kriminalistik? Klärt uns auf!
Laura: Print & Crime, damit meinen wir Geschichten über Verbrechen, die in der Druckindustrie geschehen oder Druckprodukte zum Gegenstand haben, sowie die kriminalistische Analyse derselben. Man nehme ein verdächtiges Druckprodukt, zum Beispiel die Liebesgrüße in der Handschrift eines Verstorbenen oder angsteinflößende Grußkarten, spinne darum ein Verbrechen und versetze das Setting und das Ensemble der Geschichte in die Druckindustrie. Nun gilt es noch echte und falsche Spuren zu legen, und zwar solche, die nur mittels Druckexpertise zu erkennen sind. Wir übertragen die Elemente eines klassischen Krimiplots auf die Druck- und Kreativbranche. Es ist erstaunlich, wie gut das funktioniert: Ein Fadenzähler fungiert als Lupe, beim Lasern entstehen Schmauchspuren und eine beschädigte Rakel kann einen Täter ebenso überführen, wie ein abgeschossenes Projektil.
Ihr arbeitet gemeinsam an euren Büchern. Wie dürfen wir uns diese Kollaboration vorstellen?
Laura: Vieles funktioniert im Dialog. Die grobe Story konstruieren wir gemeinsam, das passiert über einen längeren Zeitraum nebenbei. Sobald die Geschichte und die Lösung des Falls stehen, fange ich mit dem Schreiben an. Damit die Story fachlich wasserdicht ist, steht Marko mir dabei beratend zur Seite.
Marko: Ich bekomme dann während des Schreibprozesses viel von der Geschichte mit und fange an, Ideen für die Produktion zu entwickeln. Das betrifft sowohl das Buch als auch die beiliegenden Beweisstücke. Beim Buch ist es mir wichtig, dass sich die relevantesten Storyelemente in der drucktechnischen Umsetzung wiederfinden. Das ist der Grund dafür, warum das aktuelle Buch schwarz wie ein Rabe ist und ebenso geheimnisvoll schimmert.
Worum geht es im aktuellen Fall und wie ist das Buch drucktechnisch umgesetzt?
Laura: Im zweiten Fall erhält Lena Walsh, die erfolgreiche Besitzerin eines Yoga-Studios, Liebesbriefe von ihrem Ehemann. Der ist aber schon seit drei Jahren tot. Verständlicherweise fühlt sich Frau Walsh damit überhaupt nicht wohl und beauftragt die Druckdetektive, um herauszufinden, wer der Verfasser der Liebesgrüße aus dem Jenseits ist. Hesse vermutet hinter den Botschaften eine weltliche Lösung, während sein Assistent Winter von unheilvollen Prophezeiungen heimgesucht wird. Der zweite Fall ist düsterer und bedrohlicher als der erste, die zunächst harmlos wirkenden Ereignisse spitzen sich dramatisch zu.
Marko: Das ganze Buch ist rabenschwarz, der Inhalt weiß im Siebdruck bedruckt. Der Schwarz-Weiß-Kontrast findet sich in der zweifarbigen offenen Fadenheftung wieder. Die Steifbroschur besteht aus einer 2,5 mm Bramante Schwarzpappe, die mit einem metallisierten Papier bezogen ist. Der Beschnittkantendruck und viele weitere Elemente des Äußeren sind nur sichtbar, wenn das Licht in einem bestimmten Winkel auf das Buch fällt. Dann haben wir die originalgetreuen Reproduktionen der
Liebesgrüße und die Eintrittskarte zu einer rauschenden VIP-Party der Druck- und Kreativbranche in Berlin. Und eine Ermittlungshilfe liegt dem Buch ebenfalls bei. Sieben unterschiedliche Druckmaschinen waren notwendig, um dieses Werk zu realisieren. Mehr soll hier aber nicht verraten werden.
Läuft bei einer so anspruchsvollen Produktion alles rund?
Marko: Nein, natürlich nicht. Herausforderungen gibt es immer, wenn es besonders sein soll und Pionierarbeit geleistet wird. Das war auch der Grund, warum ich den zweiten Fall unbedingt gemeinsam mit Pinguin Druck meistern wollte. Wir arbeiten schon viele Jahre sehr partnerschaftlich zusammen, die Chemie stimmt und ich
weiß, dass euch kniffelige Aufgaben anspornen. Auch wenn mich der zweite Fall produktionstechnisch fast in den Wahnsinn getrieben hat, habt ihr das Buch perfekt umgesetzt. Besonders schön: Wir alle haben viel dazugelernt.
Wie geht es mit den Druckdetektiven weiter?
Laura: Wir haben zahlreiche Ideen für folgende Druckkrimis in der Hinterhand. Und wenn man sich die Farbgebung der ersten beiden Bücher ansieht – Magenta und Schwarz – wird klar, dass mindestens zwei weitere Fälle folgen werden.
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